Beziehungen ohne Konflikte gibt es nicht. Und sie sind auch nicht immer negativ zu bewerten. Konflikte können auch helfen, den Partner – und sich selbst – besser kennen zu lernen! Und bitte bedenken Sie:
Beziehungen halten nicht, weil die Partner alles richtig machen, sondern weil sie bereit sind, Schwierigkeiten miteinander zu meistern.
Auseinandersetzungen so zu führen, dass man Schwierigkeiten meistern und Lösungen finden kann, ist schwer. Oft schaukelt man sich gegenseitig emotional so hoch, dass ein vernünftiges Gespräch nicht mehr möglich ist und man nach dem Motto Angriff-Gegenangriff reagiert. Man prescht mit geschlossenem Visier und kampfbereiter Lanze auf seinem Schlachtross vor und sticht zu. Hier einige Tipps, wie man solch ein – hoffentlich nur verbales – Gemetzel vermeiden kann:
Tief durchatmen! Wenn sich Ärger in ihnen ausbreitet, reagieren Sie nicht sofort auf das Gespräch. Lenken Sie sich ab, jäten Sie Unkraut, traktieren ihr Nackenkissen, gehen Sie laufen oder joggen (Bewegung baut Stresshormone ab) um Dampf abzulassen. Unter Stress (und Streitgespräche sind Stress pur) reagieren wir nicht mehr überlegt, sondern sind evolutionsbedingt auf Kampf oder Flucht gepolt. Keine gute Ausgangslage für eine Konfliktlösung.
Arbeiten Sie mit Ich-Botschaften! Aussagen wie “du bist ja so was von egoistisch” “Kannst du eigentlich mal was anderes machen, als ständig an mir herum zu meckern”, “immer bist du so empfindlich” lösen in Ihrem Gegenüber nur Trotzreaktionen aus. Er wird sich verteidigen und zum Gegenangriff übergehen. Sagen Sie statt dessen lieber “ich fühle mich von dir nicht Ernst genommen” oder “ich fühle mich von dir oft kritisiert. Was gefällt dir nicht?”. Das gibt Ihrem Gegenüber den Raum, auf Sie einzugehen anstatt sich auf sein Schlachtross zu setzen.
Vermeiden Sie Absolutismen! Gehen Sie auf die konkrete Situation ein, die zu Ärger führt, anstatt zu einem Rundumschlag auszuholen. Absolutismen sind Sätze wie “NIE machst du, worum ich dich gebeten habe”. “IMMER reagierst du so emotional!” Wenn Sie die Absolutismen hinterfragen, werden Sie feststellen, dass sie nicht stimmen. Wenn Ihr Partner allerdings tatsächlich NIE macht, worum Sie ihn bitten oder IMMER daneben schießt, dann sollten Sie Ihre Partnerschaft überdenken. Ohne Respekt und Hilfsbereitschaft gelingen Partnerschaften nicht.
Seien Sie nicht zu nachgiebig! Wer seine eigenen Bedürfnisse des Friedens zuliebe ständig zurückstellt, erreicht kurzfristig eine Entspannung im Konflikt, löst diesen aber nicht. Zudem staut sich auf Dauer massiver Ärger und Frust auf, der Partner erscheint übermächtig. Rückzug in Form von Nachgiebigkeit oder Beleidigt sein ist ein Selbstschutz, der oft von geringem Selbstwertgefühl zeugt. So kippt das Gleichgewicht in einer Beziehung und Sie haben das Gefühl, ein ständiger Verlierer zu sein, wenn es darum geht, Standpunkte zu klären.
Hören sie zu, was ihr Partner zu sagen hat und formulieren Sie nicht schon Gegenargumente im Geiste, bevor Ihr Partner seinen Satz beendet hat. Wenn Ihr Partner sagt: “Nie nimmst du Rücksicht auf mich, du bist immer so ein Egoist” (hier wäre tiefes Durchatmen angebracht), reagieren Sie NICHT auf den Angriff. Sagen Sie statt dessen: Verstehe ich dich richtig, dass du dich von mir überfahren fühlst? Sie spiegeln seine Aussage, zeigen somit, dass sie gut zugehört haben und Interesse an seiner Meinung haben.
Zu guter Letzt ein Universal-Tipp:
Stecken Sie sich einen Bleistift zwischen die Zähne! Halten sie diese Position einige Minuten lang und ihr Ärger verdampft. Wieso? Durch das Festhalten des Stifts aktivieren Sie Muskelgruppen in ihrem Gesicht, die wir sonst beim Lachen einsetzen. Ihr Gehirn reagiert darauf mit einer Hurra-Meldung. Es sendet Botenstoffe aus, die für heitere Stimmung zuständig sind. Somit werden die Ärgerbotenstoffe ausgetrickst. Probieren Sie es doch einmal aus, es funktioniert. Immer!